Stoffwindeln – sinnvoll oder totaler Quatsch?

Stoffwindeln – sinnvoll oder totaler Quatsch?

Wer an Stoffwindeln denkt, denkt an riesige Wäscheberge und jede Menge Zeitaufwand. Schimpfend erzählt die ältere Generation, wie sie stundenlang verschmutze Windeln ausgewaschen hat. Umständlich und mit viel Aufwand verbunden, von der Hygiene mal ganz abgesehen.

Doch heutige Stoffwindeln bedeuten nicht zwangsläufig mehr Arbeit. In den vergangenen Jahren hat sich der Markt um die Stoffwindel enorm weiterentwickelt. Sie sind stylisch, pflegeleicht und eine echte Alternative zur herkömmlichen Wegwerfwindel geworden. Nicht nur der Geldbeutel wird geschont, sondern auch die Umwelt. Im ersten Lebensjahr verbrauchen Babys täglich zwischen 3 und 7 Wegwerfwindeln.

Bis das Kind trocken ist, kommen locker 6.000 Wegwerfwindeln zusammen, die über den Restmüll entsorgt werden. Je nach Hersteller gibt so eine Familie pro Kind zwischen 900 und 1.500 Euro nur für Windeln aus. Um mit Stoffwindeln durch die Wickelzeit zu kommen, müssen lediglich 300 bis 500 Euro investiert werden. Warum also nicht einfach umsteigen? Für jede Familie, für jede Alltagssituation gibt es mittlerweile das passende System. Angefangen mit der klassischen Variante der Einlage mit Überhose, bis hin zum All-in-One-System wird die Stoffwindel alltagstauglich.

Mittlerweile gibt es auch immer mehr Stimmen, die sich für ein komplett windelfreies Aufwachsen stark machen. Weitere Informationen dazu bekommt ihr bei Regenbogenkreis.

Die einzelnen Systeme im Überblick:

All-in-One (AIO) oder einteilige Windeln

Sie sind das einfachste System in der Welt der Stoffwindel. Als fertiges Paket gekauft, funktionieren sie wie herkömmliche Wegwerfwindeln. Ein saugendes Material und eine wasserdichte Schicht. Direkt einsatzbereit werden sie am Kind angelegt. Einziger Unterschied, die Windeln landen nach dem Wechseln in der Waschmaschine und nicht im Eimer.

Praktikabel und einfach. Selbst viele Kindertagesstätten sind mittlerweile Fan von den bunten Mehrfachwindeln. Der Nachteil bei diesem System ist allerdings, dass die Aufnahmefähigkeit durch verschiedene Einlagen nicht angepasst werden kann. Dennoch überzeugen sie durch ihre Benutzerfreundlichkeit.

All-in-Two (AI2) oder zweiteilige Windeln.

Bei diesem System bestehen die Stoffwindeln klassisch aus einer Saugeinlage, die in eine Überhose aus PUL oder Wolle eingelegt wird. Die Einlagen können dabei aus den unterschiedlichsten Materialien entstehen. Am verbreitetsten ist hier Baumwolle, Hanf, Bambus oder Mikrofaser. Diese werden ein weiteres Mal unterteilt in

Pocketwindeln

Sie bestehen aus einer wasserabweisenden Außenhülle die mit Taschen (englisch „Pockets“) versehen ist. Dort wird das Saugmaterial eingelegt und kann nach Belieben variiert werden.

Höschenwindeln

Saugeinlage und wasserdichte Schicht sind getrennt. An diese Variante denken wird, wenn wir Stoffwindeln vor Augen haben. Diese Windelart war lange Zeit die gängigste. Gefaltet oder gewickelt kommt die Saugeinlage an das Kind.

Durch Windelklammern fixiert oder mit einem Band um den Babybauch geschlossen, bleibt das Saugmaterial an seinem Platz. Alternativ gibt es auch Höschenwindeln die wie ein Schlüpfer angezogen werden. Sie bestehen komplett aus saugfähigen Materialien. Damit alles trocken bleibt, folgt eine wasserdichte äußere Hülle (Überhose) aus Kunstfasern oder Naturmaterialien.

Am beliebtesten sind Überhosen aus Polyurethanlaminat. Dieser Stoff ist wasserdicht und gleichzeitig atmungsaktiv, aber bis 60 Grad waschbar. Wer es lieber ganz natürlich mag, kann zu Überhosen aus Wolle greifen. Gut gefettet sind sie genauso wasserfest, wie Überhosen aus Kunstfasern. Bei jedem Wickeln kann hier mit den Saugmaterialien gespielt werden.

Für lange Ausflüge werden mehrere Stoffe kombiniert und die Saugkraft erhöht. Besteht die Möglichkeit häufig zu wickeln, reicht auch eine dünne Einlage. Stoffwindeln müssen nicht zwangsläufig auftragen. Durch die Verwendung verschiedener Einlagen wird das Gesamtpaket kleiner oder größer.

All-in-Three (AI3) oder dreiteilige Windeln

Dieses System ist das modernste auf dem Stoffwindelmarkt. Es bietet gestalterisch die größten Freiheiten, trägt am wenigsten auf und hält die Wäschemenge erstaunlich klein. Wie der Name schon sagt, bestehen sie aus 3 einzelnen Schichten. Der Außenwindel, einer Innenwindel und einer Saugeinlage.

Je nach Alter des Kindes und der gewünschten Auffangmenge lassen sie sich effektiv optimieren. Damit passen sie sich wirklich jeder Gegebenheit an. Da Außenwindel und Innenwindel unabhängig voneinander sind, ist es nicht nötig bei jedem Wickelvorgang das gesamte Paket zu erneuern. Es reicht, wenn Saugeinlage und Innenwindel gewechselt werden. Dadurch ist die Außenwindel länger nutzbar. Die Vorteile liegen klar auf der Hand, hohe Vielfalt, wenig Wäsche und dazu noch lange nutzbar.

Stoffwindel für süße Träume

Einige Hersteller bieten speziell für nachts Windeln mit sehr hoher Saugkraft an. Damit die Kinder auch im Schlaf trocken sind und du nicht ständig darauf achten musst, ob die Stoffwindel noch bis zum Morgen reicht. Diese Pakete tragen häufig etwas mehr auf, stören die Kleinen aber nicht.

Mit Stoffwindeln schlafen Babys genauso gut, wie mit Wegwerfwindeln. Oftmals halten diese sogar mehr aus und sorgen auch im Schlafzimmer für mehr Komfort. Nächtliches wickeln wird, entfällt. Ein klarer Pluspunkt für die Stoffwindel.

Die Welt der Saugeinlagen

Damit Stoffwindeln für jede Situation gewappnet sind und den Wegwerfprodukten in nichts nachstehen, gibt es eine Vielzahl von saugfähigen Materialien. Unterschieden werden diese zwischen Naturfasern (Baumwolle, Hanf, Bambus), Kunstfasern (Polyester, Mikrofaser, Zorb) und künstlichen Naturmaterialien (zum Beispiel aus Bambus oder Buchenholz hergestellte Viskose).

Jedes Material hat unterschiedliche Saugleistungen. Baumwolle saugt sehr schnell, nimmt aber nicht so viel Flüssigkeit auf wie Hanf oder Bambus. Es empfiehlt sich daher All-in-Two und All-in-Three Systeme zu „boosten“. Dabei wird eine schnellsaugende Einlage verwendet, um Nässe schnell von der Haut zu führen, dahinter sitzt ein langsam saugender Stoff und erhöht die Aufnahmefähigkeit der Windel. Durch das „boosten“ verringert man die Wickelintervalle, was wiederum Wäsche spart.

Was genau brauchst du, um mit Stoff zu wickeln?

Zu nächst einmal musst du dich für ein System entscheiden. Sollen die Stoffwindeln nur von dir genutzt werden oder müssen die Großeltern sich auch damit zurechtfinden? Wie sieht es bei der Tagesmutter oder der Kita aus? Das sollte vorher unbedingt geklärt werden, um Doppel- oder Fehlkäufe zu vermeiden.

Hast du dich entschieden, kannst du dich über diverse Hersteller informieren. Für jedes Budget findet sich das passende. Ganz ökologisch können Stoffwindeln auch gebraucht gekauft werden. Für einige Windeln gibt es unterschiedliche Größen. Je nach Gewicht des Kindes entscheidet sich, ob du eine Newborngröße benötigst oder eine Onesize reicht. Die Onsizewindeln beginnen bei einem Gewicht von 3,5 bis 4 kg und können bis zur Ende der Wickelzeit genutzt werden.

Bei einteiligen Windeln benötigst du nur diese. Bei den mehrteiligen Varianten braucht es etwas mehr. Im Schnitt verbrauchen Babys circa 6 Windeln pro Tag. Um nicht täglich waschen zu müssen, sollten genügend Windeln da sein, um 25-mal zu wickeln. Für den Anfang bedeutet das, etwa 6 Überhosen und 25 Saugeinlagen aus unterschiedlichen Saugmaterialien.

Vlies, Wetbag und Co.

Stoffwindeln müssen bis zum nächsten Waschgang richtig gelagert werden. Andernfalls riecht es schnell streng und Bakterien vermehren sich unaufhaltsam. Die Luft muss zirkulieren und sie müssen trocknen können. Ein Wäschekorb mit Wäschenetz oder ein Wetbag (aus PUL) eignet sich perfekt für schmutzige Windeln. Wetbags gibt es in unterschiedlichen Größen, passend auch für die Wickeltasche. Unterwegs sind die Stoffwindeln darin praktisch verstaut. Mindestens 2 Wetbags sollten in deinem Repertoire nicht fehlen.

Windelvlies erleichtert die Reinigung der Stoffies ungemein. Biologisch abbaubar fangen sie das große Geschäft auf und können einfach über die Toilette entsorgt werden. Ist das Vlies nur nass geworden, wird es problemlos mit gewaschen und wiederverwendet.

Um auch in Sachen Feuchttücher auf Nachhaltigkeit zu entsetzen, kann hier auf wiederverwendbare Waschlappen zurückgegriffen werden. Alte Stoffreste oder kleine Gästehandtücher können dafür zweckentfremdet werden. Einfach in klarem Wasser getränkt oder mit Kokosöl oder anderen ätherischen Ölen angereichert, können Feuchttücher im Handumdrehen selbst hergestellt werden.

Wer auf Wickelunterlagen verzichten möchte, besorgt sich eine Mehrfachunterlage aus Stoff. Klassisch und schlicht oder personalisiert gibt es die süßen Unterlagen fertig zu kaufen.

Waschen und pflegen der Stoffwindeln

Viel braucht es dafür nicht. Eine Waschmaschine und das richtige Waschmittel macht das Waschen kinderleicht. Je nach Größe des Windelvorrats fallen wöchentlich 1 bis 3 Maschinenladungen zusätzlich an. Stillstuhl ist wasserlöslich und macht das vorherige Auswaschen überflüssig. Flaschenkindern oder spätestens mit Beikostbeginn kommt das Windelvlies zum Einsatz.

Mit 60 Grad und viel Wasser gewaschen werden die Windeln gesäubert. Nur in den seltensten Fällen muss händisch über den Waschbecken nachgespült werden. Je nach Materialbeschaffenheit sind die Stoffwindeln trocknergeeignet. Empfindliche Stoffe wie Hanf, Bambus, Wolle oder PUL werden luftgetrocknet. Im Sommer geht das richtig schnell, im Winter braucht es manchmal ein paar Tage.

Das sollte bei der Anschaffung bedacht werden, um genügend Wechselstoffe auf Lager zu haben. Damit die Windeln lange halten, sollte ein enzymfreies Waschmittel ohne Duftstoffe, Aufheller und Bleichmittel verwendet werden. Große Drogerieketten bieten diese als Eigenmarke an. Bei hartnäckigen Flecken kann Gallseife Abhilfe schaffen. Wenn nach dem Waschen die Einlagen immer noch nicht sauber sind, einfach nass in die Sonne legen. Die UV-Strahlen bleichen auf natürliche Weise restliche Verfärbungen aus. Selbst beim Waschen überzeugen Stoffwindeln durch ihre Ökobilanz.

Back to the roots

Stoffwindeln sind die gesündeste Art dein Baby zu wickeln. Viele Jahrhunderte wurden Kinder mit Stoff gewindelt, mit der Wegwerfwindel kam die Revolution. Auf den ersten Blick die einfachste Art, gelangt jede Menge Chemie an die empfindliche Babyhaut, die dort nichts zu suchen hat. In Stoff gewickelte Kinder werden nachweislich schneller trocken und leiden weniger häufig an Windeldermatitis.

Sie sind bunt, frei von Schadstoffen und dabei noch ökologisch. Nachhaltig und sparsam machen sie einfach glücklich. Vorbei ist die Zeit vom tristen, weißen Windelpopo – mit der Stoffwindel kommt endlich Farbe auf den Wickeltisch.

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